Überblick über die Pharmaindustrie in der Schweiz

Datum des Posts: 18 March 2021

Die Pharmaindustrie beschäftigt 338.000 Menschen in der Schweiz und trägt 30% zum Exportvolumen bei - mehr als die Schweizer Schokolade-, Käse- und Uhrenexporte zusammen. Damit ist sie eine bedeutende Wirtschaftsbranche für die Schweiz. Bei den zukunftsorientierten und innovativen Anstrengungen der Schweiz überrascht es nicht, dass zwei der weltweit führenden Pharmaunternehmen, Novartis und Roche, in der Schweiz gegründet wurden.


Auch andere namhafte Pharmakonzerne beschäftigen in der Schweiz viele Mitarbeiter, darunter Celgene, das bezogen auf die Zahl der Beschäftigten in der Schweiz an achter Stelle steht. Celgene wurde kürzlich für 74 Milliarden Dollar von Bristol-Myers Squibb übernommen und zählt damit zu den zehn teuersten Fusionen und Übernahmen der Geschichte. 


Warum also haben diese Pharmagiganten die Schweiz als attraktiven Standort gewählt, um sich dort niederzulassen? Und welche Bedeutung hat dies für ihren Erfolg? Betrachten wir die Pharmaindustrie in der Schweiz und warum sie ein so wichtiger Akteur auf dem Weltmarkt ist. 


Schwerpunkt Spezialchemikalien 


Trotz des Mangels an natürlichen Ressourcen verfügt die Schweiz dank ihrer Ausrichtung auf Spezialchemikalien mit geringem Volumen, die 90% ihres Produktportfolios ausmachen, über eine erfolgreiche Exportindustrie. Die Schweiz ist dafür bekannt, dass sie durch ihren Zugang zu und die Finanzierung von intensiver Forschung und Entwicklung dieser hochwertigen Chemikalien maßgeschneiderte pharmazeutische Lösungen bietet. Die weltweite Nachfrage nach diesen Spezialchemikalien nimmt ständig zu, wodurch die Schweiz über ein wertvolles Kapital verfügt. 


Die Pharmaindustrie hat in der Schweiz viele Erfolgsgeschichten und Erfindungen vorzuweisen. Roche gilt als Erfinder von Invirase, dem weltweit ersten HIV-Proteinase-Hemmer aus dem Jahr 1995, und später als Miterfinder von Funzeon, welches das Eindringen des HIV-Virus in menschliche Zellen verhindert. Darüber hinaus wurde Novartis weithin für die Arbeit auf dem Gebiet der Krebstherapie mit dem Aromataseblocker Letrozol (Femara) gewürdigt, welcher bei der Behandlung von Brustkrebs im Frühstadium eingesetzt wird. 


Die Schweizer Pharmaindustrie bietet heute mehr als 30.000 Produkte an und ist bestens positioniert, um sowohl in der Schweiz als auch international einen bedeutenden Beitrag zur Gesundheitsversorgung zu leisten. 


Intensive Forschung und Entwicklung 


Bereits 1896 wurde die Region Basel zum Zentrum der pharmazeutischen Industrie des 19. Jahrhunderts, da es in der Schweiz keine Patentgesetze gab. Dies stand in direktem Gegensatz zu den umliegenden europäischen Ländern und führte zu einer Migration von Forschenden in die Schweiz, wo sie ohne Einschränkungen arbeiten konnten. Aktuell gibt es in der Region Basel 900 Pharma- und Medizintechnik-Unternehmen, die 50.000 Mitarbeiter beschäftigen. 


Obwohl sich die Patentgesetze seit den 1890er Jahren geändert haben, bietet die Schweiz mit ihren fairen Patent- und Preisbestimmungen immer noch ein förderliches regulatorisches Umfeld. Darüber hinaus bietet die Schweiz mit ihrer heutigen Nähe zu Forschungsinstitutionen und ihrem hoch entwickelten Gesundheitssystem ein ideales Umfeld für die intensive Erforschung hochspezialisierter Produkte und die Möglichkeit, Medikamente zu testen, die auf den Markt gebracht werden sollen. Außerdem besteht ein großer Bedarf an hochqualifizierten Wissenschaftlern aus den weltweit führenden Universitäten und ihren Forschungsteams. 


Bei Novartis arbeiten 23.000 wissenschaftliche Fachkräfte, darunter Wissenschaftler und Ärzte, weltweit an über 200 Projekten in der klinischen Entwicklung. Ebenso bei Roche, wo derzeit etwa 22.000 Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung beschäftigt sind. Die Schweiz verfügt über hervorragende wissenschaftliche und technologische Fachkräfte mit begehrten Qualifikationen. Hinzu kommen umfangreiche Finanzhilfen von Pharmaunternehmen, die in der Schweiz fast 7 Milliarden Franken in Forschung und Entwicklung investiert haben. 


Günstige Rahmenbedingungen 


Die Schweiz hat Freihandelsabkommen mit der EU und 40 weiteren Ländern, darunter innovative Großmächte wie China und Japan, die Zugang zu wichtigen Exportmärkten bieten. Nach Deutschland und China verfügt die Schweiz über das drittstärkste Netzwerk bilateraler Investitionsschutzabkommen. 


Die Schweizer Pharmaindustrie stützt sich auf ihren weltweiten Ruf hinsichtlich hoher Produktionsstandards, strategischer Testvermarktung und der Möglichkeit, neue medizinische Produkte frühzeitig einzuführen. Diese anerkannte Qualitätssicherung erspart der Schweizer Pharmaindustrie im Handel mit der EU, den EFTA-Staaten und Kanada jährlich zwischen 130-300 Millionen Schweizer Franken. Darüber hinaus regelt eine einzige zentrale Behörde, die Eidgenössische Koordinationsstelle für Biotechnologie, alle Genehmigungsanträge für Bio- und Gentechnologie. 


Dies ermöglicht eine auf ein Minimum reduzierte, straffe Bürokratie. Die Schweiz belegt aufgrund ihres Zugangs zu Fachkräften, ihrer unterstützenden Gesetzgebung und ihres Verhältnisses zum globalen Handelsmarkt weiterhin den ersten Platz im Global Innovation Index. Damit bleibt die Schweiz ein attraktiver Ort zum Leben und Arbeiten, insbesondere in einem für die Schweizer Bevölkerung und das Bruttoinlandsprodukt so wichtigen Wirtschaftszweig wie der Pharmaindustrie.


 Arbeiten in der Schweizer Pharmaindustrie 


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